Offen und durchlässig - beste Voraussetzungen für (d)einen Laufbahn-Thrill

Der Illustrator Marian Blaser hat selber mehrere Ausbildungen gemacht. Er ist heute als Grafiker tätig und hat für FH SCHWEIZ die Schweizer Bildungslandschaft visualisiert: Anders, immer wieder überraschend und in jedem Fall offen für Neues. Ganz nach dem Motto: «Steig ein. Steig auf». Das gilt sowohl für die Ausbildung als auch für die Weiterbildung (siehe auch Gut zu wissen). Wir stellen dir hier das Schweizer Bildungssystem vor. Im Zentrum stehen stets der Beruf und die Erfahrung. Da führt (fast) kein Weg vorbei. Du findest bestimmt rasch die verschiedenen Zugänge.

Berufsattest (EBA)

Die EBA-Grundbildung richtet sich an vorwiegend praktisch begabte Jugendliche und Erwachsene und führt – im Gegensatz zu den Anlehren – zu einem eidgenössischen Abschluss auf Sekundarstufe II (Sek II) mit schweizweit einheitlichen Kompetenzen. Das Ausbildungsangebot des EBA bietet einem steigenden Anteil von Jugendlichen eine zertifizierte, nachobligatorische Ausbildung mit Abschluss auf  Sek II-Stufe. Die Ausbildungen basieren auf eigenständigen, arbeitsmarktorientierten Berufsprofilen, gewährleisten Anschlusslösungen zu den drei- und vierjährigen beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Ausserdem vermitteln sie den Lernenden Kompetenzen, die ihnen gute Chancen auf eine langfristige Integration in den Arbeitsmarkt bieten.

Die EBA-Grundbildung ist Teil der Schweizer Bildungssystematik. Sie eröffnet nicht nur einen Weg zur Höherqualifizierung im Berufsbildungssystem (Wechsel in ein EFZ), sondern bietet auch Absolventinnen und Absolventen von Praktischen Ausbildungen (PrA) nach INSOS eine Möglichkeit, einen eidgenössischen Abschluss auf Sek II-Stufe zu erwerben.

→ Informationen zur zweijährigen beruflichen Grundbildung
 
Berufslehre (EFZ)
Die berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) vermittelt alle Qualifikationen, die zur Ausübung eines Berufs vorausgesetzt werden. Die berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis dauert je nach Beruf drei oder vier Jahre und wird mit einem Qualifikationsverfahren (in der Regel mit einer Abschlussprüfung) abgeschlossen. Das EFZ bescheinigt, dass die Inhaberin bzw. der Inhaber über die im entsprechenden Beruf erforderlichen Kompetenzen verfügt. Wer ein EFZ hat, ist also fit für den Arbeitsmarkt.

Die Ausbildung findet an den drei Lernorten Lehrbetrieb, Berufsfachschule und überbetrieblichem Kurszentrum statt. Die Lerninhalte werden für jeden Beruf in einer Bildungsverordnung und in einem Bildungsplan beschrieben. Es gibt rund 180 EFZ-Berufe. In der Regel absolvieren die Lernenden einen Grossteil ihrer Ausbildungszeit in einem Lehrbetrieb (duale berufliche Grundbildung).

→ 3- bzw. 4-jährige berufliche Grundbildung
 
Berufsmaturität (BM1, BM2, EBMP)
Die Berufsmaturität (BM) ermöglicht den prüfungsfreien Zugang zur ersten Studienstufe (Bachelor) an einer Fachhochschule. Über eine Zusatzqualifikation (Passerelle) steht auch der Weg an die universitären Hochschulen offen.

Die Berufsmaturität richtet sich an leistungsfähige Lernende, die zusätzlich zur beruflichen Grundbildung eine erweiterte Allgemeinbildung anstreben. Sie kann während oder im Anschluss an eine 3- oder 4-jährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis absolviert werden.

BM1 - Während der Lehre
Die Lernenden besuchen den Berufsmaturitätsunterricht während der beruflichen Grundbildung. Sie sind dadurch weniger oft im Lehrbetrieb. Dieser Weg wird in Absprache mit dem Lehrbetrieb beschritten.

BM2 - Nach der Lehre
Die Lernenden besuchen den Berufsmaturitätsunterricht nach der beruflichen Grundbildung. Sie können einen Vollzeitlehrgang (meist zwei Semester) oder einen berufsbegleitenden Lehrgang (drei bis vier Semester) absolvieren.

EBMP
Die eidgenössische Berufsmaturitätsprüfung (EBMP) bietet Personen mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) die Möglichkeit, nach individueller Vorbereitung an einer zentral durch das SBFI organisierten Prüfung die eidgenössische Berufsmaturität zu erlangen, ohne vorher den Berufsmaturitätsunterricht in einem anerkannten Bildungsgang für die Berufsmaturität zu besuchen.

→ Berufsmaturität
→ Eidgenössische Berufsmaturitätsprüfung (EBMP)
 
Gymnasiale Maturität
Um an einer Schweizer Universität zugelassen zu werden, wird im allgemeinen ein gymnasiales Maturitätszeugnis benötigt. Ein solches kann auf zwei Wegen erreicht werden:
> Besuch eines vom Bund und der Erziehungsdirektorenkonferenz anerkannten Gymnasiums und Ablegen der Maturitätsprüfungen oder
> Ablegen der von der Schweizerischen Maturitätskommission SMK zentral organisierten Prüfungen

→ Gymnasiale Maturität
 
Höhere Fachschule (HF)

Die Nähe zur Praxis und die Vertiefung des beruflichen Fachwissens stehen bei den Höheren Fachschulen im Zentrum. Die Bildungsgänge der Höheren Fachschulen sind stark auf die Berufswelt ausgerichtet. Sie vermitteln vor allem Fachkenntnisse des jeweiligen Bereichs. Die praktischen und theoretischen Lerninhalte werden miteinander verbunden. Sie sind direkt am Arbeitsplatz einsetzbar. Die Ausbildungen sind entweder berufsbegleitend oder als Vollzeitstudium möglich. In diesem Fall beinhalten sie auch Praktika. Die Höheren Fachschulen bieten zusammen 52 verschiedene fachspezifische Bildungsgänge an. Die Bildungsgänge HF sind eidgenössisch anerkannt und die Titel geschützt.

Weitere Informationen zur Zulassung, zu den Bereichen und Rahmenlehrplänen unter

→ Schweizerische Konferenz der Höheren Fachschulen

→ SBFI Berufsverzeichnis

Informationen zum NQR unter:

www.steigeinsteigauf.ch/gut-zu-wissen

Höhere Fachprüfung (HFP) & Berufsprüfung (BP)

Die eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen (im gewerblich-industriellen Bereich auch bekannt als Meisterprüfungen) richten sich an Personen, die bereits Berufserfahrung gesammelt haben und die ihre Kompetenzen vertiefen sowie erweitern wollen. Wer die entsprechende eidgenössische Prüfung besteht, erhält einen eidgenössisch anerkannten Titel (Berufsprüfung: eidg. Fachausweis; höhere Fachprüfung: eidg. Diplom). Während der Ausbildung vertieft man die praktischen Fähigkeiten und die theoretischen Kenntnisse. Werden in einem Bereich sowohl eine eidgenössische Berufsprüfung als auch eine höhere Fachprüfung angeboten, so stellt die höhere Fachprüfung in der Regel höhere Anforderungen.

Die Berufsprüfung ist eine erste Spezialisierung nach der Berufslehre. Die BP bereitet auf mittlere Kaderfunktionen und anspruchsvollere Aufgaben vor. Auch die Ausbildung von Lernenden kann übernommen werden.

Die Höhere Fachprüfung ist eine fortgeschrittene Spezialisierung. Sie qualifiziert Berufsleute als Expertinnen und Experten in ihrem Berufsfeld. Zudem bereitet sie auf das Leiten eines Unternehmens vor. Nach dem Erwerb des eidgenössischen Diploms kann die Verantwortung für die Ausbildung von Lernenden übernommen werden.

Die Vorbereitungen auf die Berufsprüfung oder die Höhere Fachprüfung findet an Abend- oder Wochenendkursen statt. Für die Zulassung zur Prüfung wird Praxiserfahrung vorausgesetzt. HFP und BP sind in fast allen Berufsfeldern möglich. Eine Liste ist unter → SBFI Berufsverzeichnis abrufbar.

Quelle und weiterführende Informationen

Auf den Websites der kantonalen Erziehungsdirektion, z. Bsp. Kanton Bern
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Fachhochschule (FH)

Die Schweiz kennt drei Hochschultypen: Fachhochschulen, Pädagogische und universitäre Hochschulen. Die Fachhochschulen bieten praxisbezogene Studiengänge und Weiterbildungen auf Hochschulstufe an. In der Schweiz gibt es sieben Fachhochschulregionen mit rund 60 Hochschulen und eine vom Bund anerkannte private Fachhochschule.

Zulassung  → Anerkannte oder akkreditierte Schweizer Hochschulen

Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen zeichnet aus, dass sie die Stütze für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur bilden. Musikerinnen lassen sich an Fachhochschulen ausbilden, genauso wie bildende Künstler, Physiotherapeutinnen, Betriebsökonomen, Ingenieurinnen, Sozialpädagogen oder Journalistinnen. Die Liste der spezifischen Berufstätigkeiten ist lang und breit. Allen Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen ist eines gemein: Dank dem FH-Studium sind sie in der Lage, gleich im Anschluss an das Studium, oder sogar während dem Studium, eine anspruchsvolle Stelle in einem herausfordernden Arbeitsbereich anzunehmen. Dank der anwendungsorientierten Ausbildung geniessen Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen den Vorteil, dass sie theoretisches Wissen stets mit Blick auf die Herausforderungen der Praxis anwenden.

FH SCHWEIZ befragt alle zwei Jahre Absolventinnen und Absolventen sämtlicher Studienbereiche von Fachhochschulen. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen zu Lohn- und Arbeitsverhältnissen. Im Jahr 2019verdiente ein/e Absolvent/in einer Fachhochschule ca. 101'000 Franken. 60 Prozent der Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen waren auf Kaderstufe tätig. Diese wenigen Daten zeigen: Ein FH-Studium bietet tolle Perspektiven.

→ FH-Lohnstudie
 

Pädagogische Hochschule (PH)

Die Schweiz kennt drei Hochschultypen: Fachhochschulen, Pädagogische und universitäre Hochschulen. Die Pädagogischen Hochschulen bereiten zukünftige Lehrerinnen und Lehrer auf einen Lehrberuf vor. Einerseits umfasst sie eine fachliche und fachdidaktische Ausbildung, bei der auch Wert auf Interdisziplinarität gelegt wird. Andererseits werden die angehenden Lehrpersonen erziehungswissenschaftlich ausgebildet. Zudem enthält das PH-Studium auch einen hohen Anteil an berufspraktischer Ausbildung. Wichtig ist ebenfalls der Bezug zu Forschung und Entwicklung des Berufsfelds. Mit dem Abschluss einer Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule kann auf verschiedenen Schulstufen von Kindergarten bis Sekundarstufe II unterrichtet werden. Lehrerausbildungen werden zurzeit an 13 Pädagogischen Hochschulen und vier Universitäten angeboten.

→ Liste der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz

Universitäre Hochschule (UNI/ETH)

Die Schweiz kennt drei Hochschultypen: Fachhochschulen, Pädagogische und universitäre Hochschulen. Die universitären Hochschulen konzentrieren sich insbesondere auf die Grundlagen­forschung. Sie bieten Studiengänge in den Bereichen Mathematik, Humanmedizin, Informatik, Philosophie, Geschichte, Archäologie und vielem mehr an.

Die Basis bildet das Bachelorstudium. Wer danach sein Wissen noch vertiefen möchte, kann dies im Masterstudium tun. Viele Arbeitgeber erwarten von Universitätsabsolventinnen und -Absolventen einen Masterabschluss, der sie für den Beruf qualifiziert.

Zusätzlich kann an den universitären Hochschulen auch promoviert werden: Mit einem Doktorat wird auf eine forschungsorientierte Tätigkeit im universitären und ausser­universitären Bereich vorbereitet.

Zulassung → Anerkannte oder akkreditierte Schweizer Hochschulen