Beruf und Praxis als einzigartige Stärken

Christian Wasserfallen, FH-Absolvent
Christian Wasserfallen hat nach dem Gymnasium und einem Jahr Arbeitswelterfahrung an der Fachhochschule studiert und als Ingenieur abgeschlossen. Er war 10 Jahren Präsident von FH SCHWEIZ. Er ist Nationalrat und unter anderem in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vertreten. Er sagt: «Lernende erleben tagtäglich, was es heisst, in einem Beruf zu stehen, das Handwerk anzuwenden und konkrete Probleme zu lösen. Und: Die Berufslehre ist immer auch eine Ausbildung mit Anschluss!»
Du hast sicher schon von den SwissSkills gehört, der Schweizer Berufsmeisterschaft. FH SCHWEIZ ist offizieller Bildungspartner und kann dir deshalb aus dem SwissSkills Career ihre Videos zu ganz unterschiedlichen Laufbahnen zur Verfügung stellen. Hier das Beispiel von Murat.
Was zeichnet die Berufslehre aus?
Ihre grosse Stärke liegt im Bezug zur Arbeitspraxis. Lernende erleben tagtäglich, was es heisst, in einem  Beruf zu stehen, das entsprechende  Handwerk anzuwenden und konkrete Probleme zu lösen.

Die Lernenden stehen von einem Tag auf den anderen mitten in der  Erwachsenen- und Arbeitswelt. Sie müssen sich darin zurechtfinden. Das ist anfangs nicht einfach. Sie haben erwachsene Arbeitskollegen, sie lernen mit fordernden Kunden oder Ansprechpartnern umzugehen, sie sind Teil eines Teams und müssen Verantwortung übernehmen. Das beeinflusst ihre Persönlichkeit in eine positive Richtung.
Der duale Charakter der Berufslehre wird oft gelobt. Was ist damit gemeint?
Die Lernenden lernen an zwei Orten: im Betrieb und in der Berufsfachschule. Das Standbein in der Wirtschaft ist ein Riesenvorteil, denn das verbindet Praxis und Theorie des Lehrberufs auf optimale Weise. Zudem führt es dazu, dass wir eine sehr tiefe Jugendarbeitslosigkeit haben.
Es gibt Stimmen, welche die heutige Berufslehre als Auslaufmodell betrachten.
Wie stehen Sie dazu?

Viele berufliche Entwicklungen der letzten Jahre stellen uns vor neue Herausforderungen. Das stimmt. Die Ansprüche steigen. Doch die Berufslehre reagiert schnell darauf. Sie verändert sich mit der Zeit, da die Unternehmen sich verändern. Ständig kommen neue oder neu zusammengesetzte Berufslehren hinzu. Gerade die Unternehmen sind auf die besten Leute  angewiesen und wollen die aktuellsten Kompetenzen im Betrieb haben. Die Berufslehre ist also für die Unternehmen die wichtigste Investition in die  eigene Zukunft. Von Auslaufmodell kann daher keine Rede sein. Die  Berufslehre ist für mich das Paradebeispiel, dass Gesellschaft und Wirtschaft eine Einheit bilden. In diesem Zusammengehen spielen die Jugendlichen eine Schlüsselrolle. 

Führt die Berufslehre nicht in eine Sackgasse, falls man später weiterkommen möchte?
Nein, ganz im Gegenteil. Die Berufslehre bildet den Start in eine vielversprechende berufliche Zukunft. Wer eine Berufslehre erfolgreich abschliesst, dem stehen viele Türen offen. Ich möchten an die Berufsmaturität oder die höhere Berufsbildung erinnern. Die Berufsmaturität ebnet den Weg an die Fachhochschule. Die Durchlässigkeit unseres Ausbildungssystems greift auch bei der Berufslehre. Die Berufslehre ist eine Ausbildung mit Anschluss!
Sie stehen der «Stiftung FH SCHWEIZ – zur Förderung des dualen Bildungswegs» vor. Die Stiftung legt ihr Augenmerk aktuell auf die Berufslehre. Wieso?
Sie erwähnten vorhin Stimmen, die gegen die Berufslehre argumentieren. Wir stehen für das Gegenteil ein: Unsere Stiftung will die Stärken und die Bedeutung der Berufslehre verdeutlichen und Jugendliche sowie ihre Eltern von den Vorteilen der Berufslehre überzeugen.
Ihre Stiftung entstand aus dem Umfeld der Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen. Welchen Bezug haben diese Absolventinnen und Absolventen zur Berufslehre?
Viele von ihnen begannen ihre berufliche Laufbahn mit einer Lehre. Ihr Weg führte sie später an die Fachhochschule. Und heute bekleiden sie wichtige Positionen. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Berufslehre ist, und setzen sich aus Überzeugung für diese ein. Wir als Stiftung wissen daher, wovon wir sprechen.